Heute ist kein guter Tag, denn es ist Montag. Aber selbst für einen Montag ist heute ein richtiger Scheiß-Tag. Denn ich bin irgendwie echt traurig. Es ist vorbei, das Wochenende, wieder einmal. Heute ist einer dieser Montage an denen das Wochenende noch in einem steckt und nur langsam entweicht. Ich hasse das, ich will am Montag schlecht gelaunt, aber bereit für die Woche, an die Arbeit gehen und möglichst bis zum Freitag vergessen, dass es auch anderes gibt als Arbeit. Ich rede jetzt nicht vom üblichen Kater. Eher davon, dass einem noch alles in den Knochen steckt, die ganze Aufregung und was man erlebt hat. Wenn das alles noch da ist und nicht weggespült vom tristen Alltag einer Arbeitswoche, von den Rechnungen und zeitraubenden Briefen, die es zu beantworten gilt, die spätestens ab Dienstag wieder im Briefkasten landen. Eben die Dinge, die am Freitag nach der Arbeit zur Seite geschoben werden und für zwei Tage in völlige Vergessenheit geraten.
Noch ist es aber da, das Wochenende, in meinen Knochen natürlich, aber auch in meinem Bauch, auf meinen Lippen und in meinen Ohren, das Fiepen und die Musik. Ich hasse es, aber es ist auch schön. An grauen Montagen, die auf wilde Wochenenden folgen, bleibt das Gefühl immer etwas länger. Die Tage beginnen zäh, alle fühlen noch die kuschelige Wärme ihrer Steppbettdecken auf sich, die Haut des Freundes oder der Freundin oder des Partymitbringsels neben sich.
Ich fühle den Bass, rieche den Zigarettengeruch auf meiner Jacke und meinen Haaren, fühle meinen flauen Magen vom Übermaß an Gin Tonic und ziehe verstohlen den Pulli über den fetten Stempel am Handgelenk, den ich morgens unter der Dusche nicht ganz weg bekommen habe. So versuche ich über den Tag hinweg das Wochenende in mir zu behalten. Was schön ist, aber halt auch traurig weil mit absehbarem Ende. Nun, es gelingt irgendwie, jedenfalls bis zum Abend. Bis ich zurückkehre in den Saustall, der mein Zimmer darstellt, wo ich entnervt Weinflaschen entsorge und Aschenbecher ausleere und damit die letzten schmutzigen Spuren des Wochenendes beseitige. Jetzt bin ich angekommen in der Woche.
Es war schön mit dir Wochenende, wir sehen uns spätestens nächsten Samstag wieder, vielleicht aber auch schon Freitag.